Optimierung des Kundenservices

Fach­ar­ti­kel

Die Kun­den­zu­frie­den­heit ist das höchste Gut

Jeff Bezos sagte ein­mal: „Wir sehen unsere Kun­den als gela­dene Gäste. Und wir sind die Gast­ge­ber“. Und als guter Gast­ge­ber ist es wich­tig, dafür zu sor­gen, dass alle Gäste zufrie­den sind.

Was bei Ver­an­stal­tun­gen wie selbst­ver­ständ­lich klingt, ist auch für Mar­ken und Unter­neh­men von immen­ser Bedeu­tung. Die soge­nannte Cust­o­mer Expe­ri­ence sorgt dafür, dass Kun­den der Marke oder dem Pro­dukt gegen­über posi­tiv ein­ge­stellt sind. Dabei sind Touch­points, wie der Web­site– und Social-​Media-​Auftritt sowie freund­li­ches Per­so­nal bei Kun­den­kon­takt Teil der Erfah­rung.

Doch auch nach dem Kauf gibt es noch Mög­lich­kei­ten, die Kun­den­er­fah­rung posi­tiv zu beein­flus­sen. Und zwar durch ein her­aus­ra­gen­des Service-​Erlebnis. Bei Fra­gen oder Pro­ble­men zu Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen wen­den sich Kun­den gerne an das ent­spre­chende Unter­neh­men. Eine schnelle und kom­pe­tente Hilfe durch des­sen Service-​Mitarbeiter Agen­ten kann die Zufrie­den­heit des Kun­den zusätz­lich gezielt beein­flus­sen. Doch das ist nicht immer so ein­fach.

Qua­li­täts­stei­ge­rung im Ser­vice Cen­ter

In Ser­vice Cen­tern gehen täg­lich mit­un­ter viele Mil­lio­nen Anfra­gen ein. Bei der Masse an Kon­tak­ten ist es nicht immer ein­fach, schnell und gleich­zei­tig qua­li­täts­ori­en­tiert zu arbei­ten und alle Kun­den glei­cher­ma­ßen zufrie­den­zu­stel­len. Um eine effek­tive und qua­li­ta­tiv hoch­wer­tige Abar­bei­tung aller Kon­takte zu gewähr­leis­ten sowie Feh­ler­quel­len zu mini­mie­ren, stellt der Ein­satz von Contact-​Center-​Software in Ver­bin­dung mit einer Lösung zur Qua­li­täts­stei­ge­rung ein wich­ti­ges Instru­ment dar. Doch wel­che Mög­lich­kei­ten gibt es kon­kret und was gilt es zu beach­ten?

Um die Agen­ten bei ihrer täg­li­chen Arbeit zu unter­stüt­zen, gibt es ver­schie­dene Software-​Lösungen, die zum Ein­satz kom­men kön­nen. Bevor man sich aber für eine oder meh­rere Optio­nen ent­schei­det, ist es wich­tig zu ana­ly­sie­ren, an wel­chen Stel­len über­haupt Opti­mie­rungs­be­darf besteht. Wer­den die Kun­den­an­lie­gen rich­tig bear­bei­tet? Wie lange dau­ert die Bear­bei­tungs­zeit? Tre­ten die Service-​Mitarbeiter sou­ve­rän gegen­über den Kun­den auf? Durch interne Ana­ly­sen sowie Kun­den­be­wer­tun­gen lässt sich so zunächst der Ist-​Zustand ermit­teln. Wei­chen der Ist– und der Soll-​Zustand stark von­ein­an­der ab, kön­nen geeig­nete Opti­mie­rungs­maß­nah­men getrof­fen wer­den.

Den rich­ti­gen Ansatz fin­den

Es gibt viele Ansätze zur Qua­li­täts­stei­ge­rung in Ser­vice Cen­tern. Software-​Lösungen kön­nen sehr gut dabei unter­stüt­zen, even­tu­elle Schwä­chen der Agen­ten fest­zu­stel­len und Ansatz­punkte für Ver­bes­se­run­gen zu lie­fern. Auch Schu­lun­gen und Wei­ter­bil­dun­gen kön­nen den Mit­ar­bei­tern hel­fen, ihre Fähig­kei­ten zu ver­bes­sern und aus­zu­bauen. Ein paar Mög­lich­kei­ten stel­len wir hier ein­mal vor:

Anlie­gen nach Skills ver­tei­len

Nicht alle Mit­ar­bei­ter wei­sen die glei­chen Kom­pe­ten­zen auf und kön­nen alle Kun­den­an­lie­gen gleich gut bear­bei­ten. Dadurch erge­ben sich schnell län­gere Bear­bei­tungs­zei­ten, die zu einer nega­ti­ven Wahr­neh­mung durch den Kun­den füh­ren kön­nen. Mit der Arbeits­last­steue­rung von IP Dyna­mics wer­den Auf­ga­ben auto­ma­tisch an jene Mit­ar­bei­ter ver­teilt, die dank ihrer Fähig­kei­ten am bes­ten für deren Bear­bei­tung geeig­net sind. Dabei wer­den die Auf­ga­ben kanal­über­grei­fend und in Echt­zeit ver­teilt. Es ist also egal, über wel­chen Kon­takt die Anfra­gen ein­ge­hen. Kommt zum Bei­spiel eine Anfrage für eine Scha­dens­re­gu­lie­rung rein, wird diese direkt an einen Mit­ar­bei­ter aus der ent­spre­chen­den Abtei­lung wei­ter­ge­lei­tet. Wird für die Bear­bei­tung die­ses Anlie­gens bei­spiels­weise eine Fremd­spra­che benö­tigt, sucht die Software-​Lösung nach einem Agen­ten, der diese Spra­che beherrscht. Die Infor­ma­tio­nen über die Skills und Kom­pe­ten­zen der Mit­ar­bei­ter wer­den dabei vor­her in das Sys­tem ein­ge­tra­gen und kön­nen bei Bedarf ein­fach ange­passt und aktua­li­siert wer­den.

Es kommt vor, dass man­che Mit­ar­bei­ter weit­aus mehr Auf­ga­ben bear­bei­ten müs­sen als andere. Das kann dazu füh­ren, das Anfra­gen erst spä­ter bear­bei­tet wer­den als theo­re­tisch mög­lich wäre. Auch hier kann die Arbeits­last­steue­rung hel­fen. Durch die Lösung bekom­men alle Mit­ar­bei­ter eine kon­krete Auf­gabe zuge­teilt, die sie bear­bei­ten. Ist diese erle­digt, teilt das Sys­tem die nächste Auf­gabe aus dem zen­tra­len Arbeits­vor­rat zu und legt sie den Agen­ten zur Bear­bei­tung vor. Dadurch ent­steht eine gleich­mä­ßige Aus­las­tung und die Mit­ar­bei­ter müs­sen sich ihre Auf­ga­ben nicht selb­stän­dig her­aus­su­chen.

Sprach­ana­lyse

Hapert es an der Gesprächs­füh­rung oder der Art der Arti­ku­la­tion, kann eine Echtzeit-​Sprachanalysesoftware unter­stüt­zen. Wäh­rend eines Gesprächs kann die Soft­ware dem Mit­ar­bei­ter ver­schie­dene Hin­weise geben. Ist er etwa zu laut, gibt die Soft­ware eine ent­spre­chende Emp­feh­lung ab, die Laut­stärke zu redu­zie­ren. Spricht der Agent zu schnell oder zu lang­sam, wird dar­auf hin­ge­wie­sen, das Tempo anzu­pas­sen. Auch die Emo­tio­na­li­tät sowie die Rede­an­teile der Gesprächs­part­ner wer­den in Echt­zeit aus­ge­wer­tet und ange­zeigt. Zudem kann die Soft­ware über­prü­fen, ob bestimmte Sätze gesagt oder Punkte ange­spro­chen wur­den, die für das Gespräch wich­tig sind. Dies ist beson­ders bei Ver­trags­de­tails wich­tig, damit nicht ver­se­hent­lich wich­tige Inhalte ver­ges­sen wer­den.

Auf­zeich­nung der Kom­mu­ni­ka­tion

Egal, ob die Kom­mu­ni­ka­tion über das Tele­fon, den Chat oder per Video-​Call erfolgt – mit einer Auf­zeich­nung der Gesprä­che über die ver­schie­de­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men erhal­ten Super­vi­so­ren die Mög­lich­keit, diese zu ana­ly­sie­ren und anschlie­ßend Ver­bes­se­rungs­vor­schläge zu erar­bei­ten.

Ein zusätz­li­cher Bonus: Durch die Auf­zeich­nun­gen kön­nen bei Strei­tig­kei­ten zu Ver­trags­ab­schlüs­sen, Kün­di­gun­gen oder even­tu­el­len Dro­hun­gen ent­spre­chende Beweise vor­ge­legt wer­den. Das ist wich­tig, da Unter­neh­men in sol­chen Fäl­len in der Nach­weis­pflicht ste­hen.

Silent Moni­to­ring /​Whi­spe­ring

Um die Service-​Mitarbeiter beim Telefon-​Gespräch „live“ zu erle­ben, kön­nen Super­vi­so­ren mit dem soge­nann­ten „Silent Moni­to­ring“ die Kun­den­ge­sprä­che mit anhö­ren, ohne dass der Mit­ar­bei­ter oder Kunde gestört wer­den. So kön­nen Super­vi­so­ren ana­ly­sie­ren, ob und wo bei ein­zel­nen Mit­ar­bei­tern Defi­zite beste­hen und dar­aus Opti­mie­rungs­mög­lich­kei­ten ablei­ten.

Das „Whi­spe­ring“ erlaubt es dem Super­vi­sor, dem Mit­ar­bei­ter direkt wäh­rend des Kun­den­ge­sprächs ver­bal Tipps zu geben und andere Infor­ma­tio­nen zukom­men zu las­sen. Der Kunde hört dabei wei­ter­hin nur den Mit­ar­bei­ter und bekommt von dem Super­vi­sor nichts mit.

Bei bei­den Optio­nen ist wich­tig, dass die Gesprächs­teil­neh­mer sich im Vor­feld mit einer even­tu­el­len Auf­zeich­nung ein­ver­stan­den erklä­ren.

Key­word Spot­ting

Manch­mal ist es hilf­reich, Kun­den­ge­sprä­che nach bestimm­ten The­men zu fil­tern. Das Key­word Spot­ting ana­ly­siert dabei mit der Sprach­er­ken­nung das Gespräch nach vor­her defi­nier­ten Wör­tern und Phra­sen und berei­tet es ent­spre­chend auf. Mit die­ser Lösung kön­nen unter ande­rem die Kun­den­zu­frie­den­heit sowie das Inter­esse an bestimm­ten Pro­duk­ten ana­ly­siert wer­den.

Test­an­fra­gen

Eine wei­tere Mög­lich­keit der Qua­li­täts­kon­trolle sind Test­an­fra­gen. Der Vor­teil hier­bei ist, dass keine Kun­den­an­frage benö­tigt wird. Der Super­vi­sor mel­det sich über die jewei­lige Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form direkt beim Mit­ar­bei­ter und gibt vor, ein Anlie­gen zu haben. Durch das frei wähl­bare Sze­na­rio kön­nen die Mit­ar­bei­ter gezielt auf bestimmte Situa­tio­nen geprüft wer­den.

Wich­tig: Die Test­an­fra­gen dür­fen nicht täg­lich ein­ge­setzt wer­den, um das Gesetz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ein­zu­hal­ten.

Schu­lun­gen und Wei­ter­bil­dun­gen

In Schu­lun­gen kön­nen wich­tige The­men erar­bei­tet und ver­tieft wer­den, bei denen Opti­mie­rungs­be­darf besteht. Ein regel­mä­ßi­ger Wis­sens­aus­tausch der Pro­dukte und Dienst­leis­tun­gen, für die die Anfra­gen bear­bei­tet wer­den, hel­fen dabei, die Mit­ar­bei­ter bes­tens zu för­dern und ihnen gleich­zei­tig ein grö­ße­res Selbst­be­wusst­sein bei der Aus­füh­rung ihrer Auf­ga­ben zu geben. Auch Tipps und Tricks bei der Gesprächs­füh­rung und Ver­hal­tens­weise tra­gen dazu bei. Trai­nings­ma­te­ria­lien hel­fen dabei zusätz­lich, die Kom­pe­ten­zen der Mit­ar­bei­ter zu fes­ti­gen.

Recht­li­che Aspekte

Da sämt­li­che Lösun­gen zur Qua­li­täts­stei­ge­rung per­so­nen­be­zo­gene Daten ver­ar­bei­ten, gibt es recht­li­che Aspekte zu beach­ten.

So ist das Mit­hö­ren und Auf­zeich­nen der Kom­mu­ni­ka­tion in jeg­li­cher Form nicht ein­fach so erlaubt. Die DSGVO nennt als Vor­aus­set­zung für das Spei­chern und Ver­ar­bei­ten per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten eine aus­drück­li­che Ein­wil­li­gung der Betrof­fe­nen. Diese Ein­wil­li­gung stellt daher eine not­wen­dige Vor­aus­set­zung für die meis­ten der hier beschrie­be­nen Qua­li­täts­maß­nah­men dar. Dazu muss trans­pa­rent dar­ge­stellt wer­den, in wel­cher Form und für wel­chen Zweck die Über­prü­fung statt­fin­det. Die Ein­wil­li­gung muss dabei aktiv per Opt-​in erfol­gen. Am ein­fachs­ten erfolgt die Abfrage über eine auto­ma­ti­sche Ansage am Anfang des Gesprächs, an des­sen Stelle der Anru­fer ver­bal oder per Tas­ten­druck zustim­men oder ableh­nen kann. Eine reine Infor­ma­tion dar­über, dass der Anruf über­wacht wer­den kann, reicht nicht aus.

Vor­aus­set­zung für die Zustim­mung ist in jedem Fall die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit und trans­pa­rente Dar­stel­lung der Maß­nah­men. Auch soll­ten die erho­be­nen Daten nach Mög­lich­keit nur in anony­mi­sier­ter Form genutzt wer­den.

Psy­cho­lo­gi­sche Fol­gen

Es gibt viele Mög­lich­kei­ten der Über­prü­fung von Mit­ar­bei­tern in Ser­vice Cen­tern. Damit sind jedoch auch Risi­ken für die Mit­ar­bei­ter ver­bun­den.

Das Gefühl der stän­di­gen Beob­ach­tung durch die Vor­ge­setz­ten kann zu einem hohen Stress­le­vel der Arbeit­neh­mer füh­ren. Psy­chi­sche Krank­hei­ten, wie Bur­nout, sind ein hohes Risiko. Laut dem „BAR­MER Gesund­heits­re­port 2021“ sind in der Bran­che Dia­log­mar­ke­ting, zu denen auch Ser­vice Cen­ter gehö­ren, Arbeit­neh­mer mit 25,82 Tagen 30,6% län­ger arbeits­un­fä­hig als nach berufs­über­grei­fen­den Aus­wer­tun­gen (19,77 Tage). [1]

Es ist daher wich­tig, die Mit­ar­bei­ter im Blick zu behal­ten und auf fol­gende Anzei­chen für erhöh­ten Stress zu ach­ten:

  • Pes­si­mis­ti­sche Ein­stel­lung
  • Abschot­tung
  • Erhöhte Reiz­bar­keit
  • Nach­las­sende Pro­duk­ti­vi­tät
  • Flüch­tig­keits­feh­ler

Gewähr­leis­ten Sie eine größt­mög­li­che Trans­pa­renz über die Maß­nah­men. Beglei­ten Sie wäh­rend der Ein­füh­rung und auch danach die Maß­nah­men kom­mu­ni­ka­tiv und neh­men Sie ihnen ihre Ängste, indem Sie ihren Mit­ar­bei­tern zu ver­ste­hen geben, dass so die Arbeits­qua­li­tät ver­bes­sern soll. Nicht zuletzt trägt auch das zu einer Qua­li­täts­stei­ge­rung bei.

Viele Chan­cen, aber auch Risi­ken

Es gibt viele Mög­lich­kei­ten, die Qua­li­tät im Ser­vice Cen­ter zu sichern. Ver­schie­dene Software-​Lösungen bie­ten zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten der Über­prü­fung und Opti­mie­rung, sowohl auf indi­vi­du­el­ler Basis als auch im Kon­glo­me­rat. Aller­dings muss dabei der zusätz­li­che psy­chi­sche Stress­fak­tor für die Agen­ten im Blick behal­ten wer­den, damit die Maß­nah­men keine nega­tive Ent­wick­lung in Form von Mitarbeiter-​Ausfällen und Kün­di­gungs­wel­len zur Folge haben.

Wenn Sie diese Fak­to­ren im Auge behal­ten, haben Sie die Mög­lich­keit, die Qua­li­tät Ihres Service-​Dienstleistung zu stei­gern und eine höhere Kun­den­zu­frie­den­heit zu errei­chen. Gleich­zei­tig wer­den Agen­ten ent­las­tet und die Arbeit effi­zi­en­ter gestal­tet. Die Folge sind Kos­ten­re­du­zie­rung durch weni­ger Neu­ein­stel­lun­gen.

Sind Sie unsi­cher, wie Sie kon­kret an das Thema her­an­ge­hen sol­len, hel­fen Ihnen diverse Software-​Hersteller und Dienst­leis­ter dabei, die rich­ti­gen Stra­te­gien gemein­sam mit Ihnen zu ent­wi­ckeln und umzu­set­zen.

Die­ser Fach­ar­ti­kel stellt keine Rechts­be­ra­tung dar. Wir über­neh­men keine Haf­tung für etwaige Schä­den.

Quel­len­an­gabe:

[1] https://​www​.bar​mer​.de/​r​e​s​o​u​r​c​e​/​b​l​o​b​/​1032110​/​a​a​a​f​a​3405427​f​0​b​05​d​34​a​7​f​20​f​d​904​d​1​/​b​a​r​m​e​r​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​s​r​e​p​o​r​t​-​2021​-​d​a​t​a.pdf